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Die regionalisierte Welt

2012-01-05

von Li Zhaoxing

Den von vielen gewünschten Machtblock China-USA lehnt Peking laut Li Zhaoxing aus guten Gründen ab. Vielmehr liege auch starker Austausch mit Europa im Interesse Chinas - und sei entscheidend für Frieden auf der Welt.

Ein Austausch zur Verteidigungspolitik zwischen den USA und China. Quelle: dpa

Mit dem Anstieg von Chinas Wirtschaftskraft und Einfluss auf die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise von 2008 kam die Idee auf, dass China und die Vereinigten Staaten gemeinsam im Rahmen einer Art G2-Abkommen die Welt anführen sollten. Aber solch ein Abkommen steht weder in Einklang mit Chinas unabhängiger Außenpolitik noch mit dem allgemeinen Trend in Richtung stärkerer Verteilung geopolitischer Macht auf die internationale Gemeinschaft.

So hat Chinas Premierminister Wen Jiabao bei seinem Besuch in Prag im Mai 2009 erklärt, dass China dem G2-Konzept nicht zustimmt. Chinas feste Absicht ist es, niemals Hegemonie anzustreben oder eine globale Dominanz einer kleinen Minderheit von Staaten zu unterstützen.

Woran China glaubt, ist vielmehr die verstärkte Zusammenarbeit mit allen großen Regionen der Welt. Nehmen wir Europa – eine prächtige und altehrwürdige Zivilisation und heute ein Hauptakteur auf der Weltbühne. Die zunehmende Integration der EU hat dem europäischen Kontinent zu großer Dynamik verholfen. Trotz seiner aktuellen Schwierigkeiten verfügt Europa über außergewöhnliche Kraft und internationalen Einfluss.

Li Zhaoxing war chinesischer Außenminister. Quelle: IMAGO

China hat die europäische Integration immer unterstützt und hofft, dass die EU sich zu einer Stütze der internationalen Ordnung entwickelt. Im Zuge der globalen Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise hat China Staatsanleihen aufgekauft, direkte Investitionen getätigt und Unternehmensdelegationen nach Europa gesandt. Während des Besuchs des spanischen Premierministers José Luis Zapatero in Peking im April 2011 hat Ministerpräsident Wen die Bereitschaft Chinas bestätigt, zur Unterstützung der europäischen Versuche, die Krise zu lösen, weiterhin spanische Staatsanleihen zu kaufen.

In dieser neuen, multipolaren Ära müssen China und Europa zusammenarbeiten, und wenn sie ihre Kooperation vertiefen möchten, befinden sie sich nun an einem kritischen Punkt. Die Zusammenarbeit von China und der EU wird entscheidend dafür sein, weltweit Frieden und Stabilität zu bewahren. Wir haben die gemeinsame Verpflichtung, internationale Probleme durch politische Mittel zu lösen, und beide Seiten haben bei globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Terrorismus und der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen bereits eine konstruktive Rolle gespielt.

China und die USA haben viele gemeinsame Interessen

Nach 2008 haben China und Europa zusammengearbeitet, um eine globale finanzielle Kernschmelze zu verhindern, sich Protektionismus in den Weg zu stellen und die Reform des internationalen Finanzsystems voranzutreiben. Dies hat zur weltweiten wirtschaftlichen Erholung beigetragen.

China nimmt auch seine Beziehungen zu den USA sehr ernst. Heute haben China und die USA mehr gemeinsame Interessen als je zuvor, und die Aussichten auf eine noch umfassendere Kooperation sind ermutigend.

Während des Besuchs von Präsident Hu Jintao in Washington im Januar 2011 haben er und Präsident Barack Obama sich geeinigt, eine von Hu so genannte „chinesisch-amerikanische Kooperationspartnerschaft auf der Grundlage von Respekt und gegenseitigem Nutzen“ aufzubauen. Sie haben erneut ihre Anerkennung der Souveränität und territorialen Integrität des jeweils anderen bestätigt und Übereinkünfte in grundlegenden strategischen Fragen erreicht. Diese enthalten Bemühungen zur Stärkung der Zusammenarbeit in der asiatisch-pazifischen Region und in multilateralen Institutionen sowie eine gemeinsame Antwort auf regionale und globale Herausforderungen von Frieden und Stabilität, etwa auf der koreanischen Halbinsel.

China ist das größte Entwicklungsland der Welt, Europa ist der größte Block entwickelter Länder, und die USA sind das größte einzelne Industrieland. Gemeinsam stellen wir fast ein Drittel der Einwohner der Erde und zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Als die drei größten Weltmächte müssen China, die EU und die USA ihre Kooperation verstärken und mit dem Rest der Welt zusammenarbeiten, um die komplexen internationalen Probleme, die uns alle betreffen, zu lösen.

China verfolgt zwar eine eigene unabhängige Außenpolitik, kann seine Entwicklung aber nicht in Isolation weiterführen. Ebenso kann die Welt sich nicht ohne China weiter entfalten. Hu sagte einmal, das 21. Jahrhundert solle eine Zeit von Frieden, Entwicklung und Zusammenarbeit sein. China ist bereit, sich mit der EU, den USA und dem Rest der Welt zu verbinden, um das Potenzial einer wahrhaft harmonischen Welt zu verwirklichen.

(Quelle:03.01.2012, Handelsblatt)

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