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Denkmal made in China

2014-01-08

Mehr als hundert Jahre nach seinem Tod bekommt Friedrich Engels doch noch ein Denkmal in seiner Heimatstadt Wuppertal. Die fast vier Meter hohe Plastik aus Bronze ist ein Geschenk der Volksrepublik China (Link: http://www.welt.de/themen/china-reisen/) und zeigt den Unternehmer und Mitbegründer des Marxismus in grüblerischer Haltung. Der heutige Vize-Premier der aufstrebenden Wirtschaftsmacht, Ma Kai, hatte das Kunstwerk 2010 bei einem Besuch im Engels-Haus zugesagt. Anfang April soll das Abbild nun aufgestellt werden.

Dann haben auch die chinesischen Gäste ein Fotomotiv. Denn in der Stadt erinnert bislang nicht viel an den 1895 gestorbenen Unternehmer, Mäzen und Wegbegleiter von Karl Marx. Eine vom Bildhauer Alfred Hrdlicka geschaffene Skulptur "Die starke Linke" hat äußerlich keinen Bezug zu Engels.

Seiner Familie gehörte das Engels-Haus. Das Wohnhaus entstand 1775 im heute zu Wuppertal gehörenden Barmen und verbreitet immer noch den dezenten Reichtum der pietistischen Unternehmerfamilie, in die Engels hineingeboren wurde. Hier hängen Fotos des Philosophen, liegen seine in kleiner, gestochener Schrift verfassten Briefe an die Familie. Eine Auswahl historischer Bände illustriert Engels Bedeutung für die Arbeiterbewegung.

Fast 30.000 Menschen besuchen jedes Jahr die nur eingeschränkt zugängliche Gedenkstätte und das dazu gehörende Museum für Frühindustrialisierung. Hier geht es um die schockierenden Umstände der Textilherstellung im 19. Jahrhundert. Derzeit werden die Wandtexte ins Chinesische übersetzt. "Man interessiert sich, man öffnet sich", erzählt Übersetzerin Yi Sun über ihre Landsleute. Durch Übersetzungen direkt aus dem Deutschen, nicht mehr über den Umweg des Russischen, werde in China der wahre Engels und Marx entdeckt.

Wuppertal stellt sich staunend darauf ein, dass einer der Stammväter des Kommunismus eine Touristenattraktion geworden ist. Museumsdirektor Eberhard Illner händigt Visitenkarten in Deutsch und Chinesisch aus. Die Wirtschaftsförderer der im Nothaushalt arbeitenden, stets klammen Stadt hoffen auf Rückenwind durch neue Kontakte.

Die Wende kam, als Ma Kai bei einer Visite im Engels-Haus gleich vier Stunden blieb. Der mächtige Politiker habe mit gespitztem Bleistift vor ihm gesessen, erzählt der Museumsdirektor. Kürzlich waren in einer Woche sieben Delegationen da. Es kommen Filmteams, Reiseleiter-Gruppen, Abgesandte von Ministerien, Polizei oder Firmen.

Erleichtert realisierten die Kommunalpolitiker, dass der Denkmal-Entwurf sich von früheren heroischen Darstellungen im Stil des sozialistischen Realismus unterscheidet. Die Arbeit des Künstlers Chenggang Zeng soll in Sichtweite des Engels-Hauses auf den Sockel kommen.

(Quelle: Die Welt, 08. 01. 2014, URL: http://www.welt.de/print/welt_kompakt/duesseldorf/article123648364/Denkmal-made-in-China.html

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