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Chinesen übernehmen M-Tec in Neuenburg

2014-04-02
Einer der größten Baumaschinenhersteller Chinas übernimmt das Baustellentechnikunternehmen M-Tec in Neuenburg am Rhein. Bislang gehörte M-Tec zum französischen Baukonzern Saint-Gobain.  

                     

Chinesische Investoren übernehmen seit einiger Zeit verstärkt deutsche Unternehmen – nun haben die Geschäftsleute aus Fernost Südbaden erreicht. Es geht um das Baustellentechnikunternehmen M-Tec in Neuenburg. Bislang gehörte M-Tec zum französischen Baukonzern Saint-Gobain. Eine Sprecherin der Franzosen bestätigte im Gespräch mit der BZ den Verkauf von M-Tec an die börsennotierte Firma Zoomlion Heavy Industry Science & Technology aus Fernost. Die Belegschaft in Südbaden sei kurz vor Weihnachten über den Eignerwechsel informiert worden. "Für die Mitarbeiter soll sich nichts ändern", sagte die Sprecherin von Saint-Gobain.

Größte chinesische Übernahme in der Region

Michael Meding dürfte seit Weihnachten kaum zur Ruhe gekommen sein. Der Chef des Neuenburger Bauzulieferers M-Tec ist nach Fernost geeilt, um darüber zu sprechen, was die neuen Eigentümer der südbadischen Firma vorhaben. Denn Chinesen haben künftig das Sagen bei M-Tech aus Neuenburg am Rhein. Der Zoomlion-Konzern übernimmt M-Tec komplett.

Für die Presse ist Meding derzeit nicht zu erreichen, auch nicht irgendjemand sonst in der Geschäftsführung. Dafür bestätigt eine Sprecherin des französischen Konzerns Saint-Gobain, dem M-Tec bislang gehörte, worüber chinesische Medien berichtet hatten und was dann die neuen Eigentümer auf ihrer Internetseite bestätigten. Es geht um eine der – aus südbadischer Sicht – spektakulärsten Eigentümerwechsel der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. "Es ist die größte Übernahme eines Unternehmens aus der Region durch Chinesen, die bekannt geworden ist", sagte Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (WVIB).

China ist für M-Tec zwar kein Neuland. Die Firma, gegründet 1978, hat seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts eine Niederlassung in Shanghai. Aber nun fallen die wichtigen Firmenentscheidungen in Changsha, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hunan. Dort sitzt Zoomlion, einer der größten Baumaschinenbauer des Riesenreichs. Der Kaufpreis für M-Tec war nicht in Erfahrung zu bringen. Der Konzern jedenfalls dürfte nicht knapp bei Kasse sein, ist an den Börsen in Schenzhen und Hongkong gelistet.

M-Tec passt ins Portfolio der Chinesen

Die Chinesen hätten die "Absicht zur Expansion. M-Tec passt da perfekt in ihr Portfolio", sagt die Sprecherin von Saint-Gobain. Expansion – das klingt gut für die Beschäftigten des übernommenen Betriebs. Für sie soll sich nichts ändern, versprechen die Ex-Eigentümer. Die Belegschaft soll vor Weihnachten von der Übernahme erfahren haben, die am 20. Dezember besiegelt worden sein soll.
Zhan Chunxin, der Chef von Zoomlion, sagte laut einer Mitteilung auf der Internetseite des Konzerns: Es reiche für ein chinesisches Unternehmen heute nicht mehr, seine Produkte überall auf der Welt zu verkaufen. Es müsse stattdessen ein Teil der verschiedenen Kulturen werden.

Für M-Tec entwickeln und erstellen mehrere Hundert Mitarbeiter die Produktionstechnik, die zur industriellen Herstellung von Trockenmörtel nötig ist. Der Betrieb bringt Silos, Maschinen und Förderbänder an die Baustellen. Die neuen Eigner aus Fernost kommen aus derselben Branche – also ein strategischer Investor, kein Finanzinvestor.

Chinesische Investoren werden kritisch beäugt
Lange betrachtete die deutsche Wirtschaft China nur als neuen, gigantisch großen Absatzmarkt. Doch zuletzt verleibten sich chinesische mit Vorliebe deutsche Firmen ein. Dabei ging es oft um Baumaschinen. So kaufte der chinesische Baumaschinenhersteller Sany das schwäbische Unternehmen Putzmeister. Die Xuzhou Construction Machinery Group wurde Mehrheitseigner des westfälischen Betonpumpenbauers Schwing. Der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power stieg beim Gabelstaplerbauer Kion ein. Weichai gehört zum chinesischen Baumaschinenproduzenten Shandong Heavy Industry.
Chinesische Investoren werden in der deutschen Öffentlichkeit kritischer beäugt als welche aus anderen Ländern. Das mag auch an der Furcht liegen, die Chinesen seien nur an deutschem Know-how interessiert, was sie zu kopieren pflegten.
Aber chinesische Betriebe investieren einer Studie zufolge nach dem Kauf deutscher Betriebe hierzulande weiter in Forschung und Entwicklung.
Anders als vielfach befürchtet, würden die Käufer aus dem Reich der Mitte Hochtechnologie nicht einfach abziehen. Sie setzten stattdessen auf eine enge Zusammenarbeit mit den übernommenen Unternehmen, heißt es in der Untersuchung der Technischen Universität München und der Beratungsfirma Munich Innovation Group. "In vielen Fällen war es für das übernommene deutsche Unternehmen eine echte Chance, mit dem starken finanziellen Hintergrund der Investoren Arbeitsplätze und Produktionskapazitäten zu retten, Technologien weiterzuentwickeln sowie den asiatischen Markt zu erschließen", so Professorin Isabell Welpe.
So könnte sich der Einstieg der Chinesen bei M-Tec durchaus als vorteilhaft für die Region herausstellen – meint Christoph Münzer vom Wirtschaftsverband. Auch wenn er ein Unbehagen verspüre, wenn Unternehmensentscheidungen "weitab des Schwarzwalds fallen – wobei es aber nicht entscheidend ist, ob in Paris oder in Peking."
( Quelle: Badische Zeitung )
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