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China:Gigantische Rettungsaktion für Erdbebenopfer

2010-04-18
 

Von Johnny Erling

Bei der Rettungsaktion für die Erdbebenopfer in China läuft dieses Mal einiges anders. Opferzahlen werden nicht wie bei dem Sichuaner Beben im Jahr 2008 mit seinen 87.000 Toten geschönt. Stattdessen rollteeine Hilfswelle an. Auch die Hilfe von Mönchen aus Tibet wird nicht ausgeschlagen.

Im Wettlauf gegen die Zeit, gegen eisige Nächte und der sauerstoffarmen Luft in 4000 Meter Höhe, lässt Chinas Regierung zur Bergung von Hunderten noch verschütteter Erdbebenopfer, frische Hilfskräfte, Soldaten und tonnenweise Material in einer groß angelegten Notstandsaktion rund um die Uhr in den tibetischen Erdbebenkreis Yushu einfliegen.

Lastwagen sind in endlos wirkenden Kolonnen auf den Überlandstraßen von allen benachbarten Provinzhauptstädten aus unterwegs. Der angesichts der Tragödie von Staatspräsident Hu Jintao verkündete Abbruch seiner Lateinamerika-Reise, seine überstürzte Rückkehr nach China und der zugleich verschobene Südostasien-Besuch von Premier Wen Jiabao haben die Dramatik und Nervosität unter den bereits 10.000 Helfern verstärkt. 7000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz.

Die generalstabsmäßig geplante Rettungsaktion hat sich eine 72-Stunden Frist gesetzt, in der die Überlebenschancen von Verschütteten unter den Trümmern am größten sind.

Chinas Fernsehen zeigte Premier Wen, der ins Krisengebiet einflog, live mit dem Megaphon vor Trümmerhaufen den Umstehenden zurufen „Unsere allererste und wichtigste Aufgabe ist jetzt, die Menschen zu retten." Chinas zentrale TV-Stationen starteten ihre Hauptnachrichten am mit dem Satz „Jetzt sind bereits 52 Stunden seit dem Beben vergangen."

Fieberhafte Räumarbeiten konzentrierten sich vor allem auf die elf eingestürzten Schulen in der vom Beben fast völlig zerstörten Kreisstadt Jiegu (Gyegu), Sitz der 20 größten von insgesamt 59 Schulen der Yushu-Präfektur.

23.197 Schüler, von denen über 90 Prozent Tibeter sind, besuchen dort Grund- und Mittelschulen. Viele Verschüttete konnten gerettet werden, doch für 103 Schüler und 12 Lehrer kam jede Hilfe zu spät.

Die Behörden verheimlichten die Zahlen nicht mehr wie bei früheren Katastrophen. Sie haben vom verheerenden Sichuaner Beben 2008 mit seinen 87.000 Toten gelernt, als sie genaue Zahlen der weit über 5000 getöteten Schüler wochenlang verschwiegen, um das Problem der Pfiuschbauten zu verschleiern.

Bisher rechnet das Katastrophenzentrum mit 791 Opfern. Mindestens 100.000 Menschen sind obdachlos. Viele verbrachten die Nacht im Freien. Für Tausende hatte die Armee Sammelzelte aufgebaut.

Die Rettungsarbeiten gestalten sich extrem schwierig. Die dünne Höhenluft macht Helfern und Spürhunden zu schaffen. Die Wege ins Hinterland sind unzugänglich, außerdem können sich die meisten Helfer mit der tibetischen Bevölkerung kaum verständigen und tibetische Namen bei der Feststellung von Opfern oder Suche nach Vermissten nicht lesen.

Die gemeinsame Suche nach Verschütteten und Versorgung der Verletzten haben die seit den Lhasa-Unruhen von März 2008 auch in Yushu gespannten Beziehungen zwischen Hanchinesen und Tibetern entkrampfen können.

Chinas Fernsehen zeigte, wie sich an den Aufräumarbeiten auch 700 Mönche beteiligten, die aus ihrem über 400 Kilometer entfernten Kloster aus Tibet kamen.

Im Armutskreis konnten die vorhandenen Hospitäler den 11.486 Verletzten, vor allem den 1176 Schwerverletzten kaum helfen.

Peking befahl seinem Militär alle Schwerverletzten innerhalb von 72 Stunden auszufliegen. 32 Stunden nach dem Ausbruch des Bebens der Stärke 7,1 auf der Richterskala, das in der Kreisstadt Jiegu 15.000 Gebäude einstürzen ließ, hatte Chinas Armee eine Luftbrücke vom intakt gebliebenen Flughafen zu drei regionalen Hauptstädten Xining, Lanzhou und Chengdu organisiert.

Mehr als 500 Schwerverletzte wurden zur Behandlung in die Nachbarprovinzen ausgeflogen. Live-Kamerateams filmten Abflug und ihre Ankunft, bei der sie von Ärzteteams und Schwestern begrüßt wurden.

Die Luftbrücke ist Teil der gigantischen Unterstützung, mit der Chinas Regierung zeigt, was sie mit ihrer Katastrophenhilfe aus früherem Versagen gelernt hat und heute leisten kann. Unter der propagandistischen Losung: „Die große Rettung für Yushu" hat Peking eine landesweite Solidaraktion ins Leben gerufen und konzentriert alle Kräfte darauf.

(Quelle: Welt online, 16. April 2010)

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