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Hallo China, vielen Dank!

2010-08-19

  von Tobias Kaiser

China wird bis Ende des Jahres die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sein. Der Vormarsch der Volksrepublik in der Statistik macht deutlich, wie stark sich die weltwirtschaftlichen Gleichgewichte seit Jahren verändern: Weg vom alternden Europa und den künstlich aufgeblähten angelsächsischen Volkswirtschaften und hin zu den stark wachsenden Schwellenländern. Der Vormarsch kommt für uns zur richtigen Zeit. Gerade jetzt: Die hohe Nachfrage aus dem boomenden China war wesentlich verantwortlich dafür, dass die deutsche Wirtschaft sich überraschend schnell vom Kriseneinbruch erholt hat. Dank der steigenden chinesischen Nachfrage stagnieren die Exporte nicht, sie wachsen. Obwohl die Verbraucher in den USA ihre Schulden zurückzahlen. Und obwohl die meisten europäischen Nachbarn die Staatsfinanzen in Ordnung bringen und Ausgaben kürzen müssen.

Langfristig ist die neue Stärke der aufstrebenden Schwellenländer für uns sogar noch viel wichtiger. Denn Deutschland, Frankreich oder Japan mögen reiche Volkswirtschaften sein; trotzdem verlieren sie an Kraft, weil ihre Bevölkerungen altern und schrumpfen. Jeder fünfte Europäer ist bereits älter als 65 Jahre, 2050 wird es jeder Dritte sein. Diese Entwicklung ist auf viele Jahrzehnte festgeschrieben. Mit schrumpfenden, alternden Bevölkerungen nimmt die Nachfrage aus dem Inland ab: Ältere Menschen sparen zwar im Schnitt weniger, sie "entsparen" sogar, trotzdem konsumieren sie weniger als jüngere.

China, Indien oder Brasilien können diesen langfristigen Verlust an Binnennachfrage teilweise kompensieren: Mit wachsendem Wohlstand und höherer Wirtschaftsleistung nimmt auch die Nachfrage nach Gütern aus den etablierten Volkswirtschaften zu. Je stärker sich die Alterstruktur in Europa zugunsten der Alten verschiebt, desto stärker werden wir nicht nur auf die Nachfrage aus diesen Ländern angewiesen sein, sondern auch auf den technischen Fortschritt, der aus China oder Indien kommt. Denn eine steigende Zahl gut ausgebildeter junger Menschen in den Schwellenländern bedeutet auch, dass das Potenzial für brillante Ideen und Erfindungen zunimmt. Der technologische Fortschritt in China gewinnt bereits an Fahrt - und davon profitieren in einer eng vernetzten Welt auch die Industrienationen.

(Quelle: Die Welt 17.08.2010)

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