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Deutscher Auto-Boom in China

2011-05-14

Shanghai – China ist der wichtigste Wachstumsmotor für die deutsche Automobilindustrie – und stellt jetzt weitgehende Forderungen.

China bestimmt immer mehr die Entwicklung der deutschen Automobilindustrie. Daimlers Absatz verdoppelte sich innerhalb nur eines Jahres, VW erwirtschaftet ein Drittel seines Konzernumsatzes in der Volksrepublik. BMW, Porsche und Audi sind ähnlich erfolgreich, jubelten deren Manager unisono auf der gerade beendeten Automesse in Shanghai.

So ein Turbowachstum schreckt selbst Chinas sonst so fortschrittsgläubige Wirtschaftsplaner auf. Der Automarkt explodiere geradezu. So gehe das nicht weiter, warnte just zum Messebeginn Vizeindustrieminister Su Bo. Sonst führen 2015 mindestens 150 Millionen Pkw in der Volksrepublik. Das werde den Ölpreis rasant in die Höhe treiben. Schon jetzt ersticken Chinas Metropolen in Endlosstaus. Peking hat zum Jahresbeginn eine drastische Kürzung der Neuzulassungen eingeführt.

Eine gewisse Konsolidierung sei gar nicht schlecht, sagt Christoph Stark, China-Chef von BMW und verweist auf die langen Wartelisten für viele Modelle. Selbst wenn in China nie so viele Autos pro Einwohner wie in Westeuropa fahren würden, böte der Markt noch ein gewaltiges Wachstumspotenzial. Derzeit kommen auf 1000 Chinesen 85 Pkw. Anders als andere Konzerne überdenke BMW deshalb den Bau einer neuen Fabrik in China. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es aus Vorstandskreisen der Münchner.

Nicht die einzige Ungewissheit für ausländische Autobauer in Fernost: Chinas Wirtschaftslenker sind sich ihrer Schlüsselrolle bewusst und stellen vermehrt Forderungen. Die Industriepolitik des gerade verabschiedeten Fünf-Jahres-Planes fordert einen stärkeren Wissens- und Technolgietransfer. Langfristig will China eine eigene, international konkurrenzfähige Marke aufbauen. Bislang haben Geely, Great Wall oder Chery bestenfalls in Entwicklungsländern nennenswerte Marktanteile erobern können.

Kritiker befürchten, das aus den bislang auch für die westlichen Autobauer höchst erträglichen Joint-Ventures langfristig eine starke chinesische Konkurrenz heranwachsen könnte. Dementsprechend zurückhaltend äußerten sich deutsche Manager auf der Messe in Shanghai. Man könne nicht gegen China agieren, sagte Karl-Thomas Neumann, Chinachef von VW.

Längst hat Shanghai die Messe in Tokio als wichtigste Leistungsschau in Fernost abgelöst, die Zahl der Weltpremieren nimmt ständig zu. Audi beispielsweise stellte den Q3, der bald auch in China gefertigt werden soll, und den A3 etron auf die Bühne. Die Stufenhecklimousine mit einem Hybridantrieb und Lithium-Ionen-Akkus soll nur etwas über zwei Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrauchen. Damit befindet sich Audi in guter Gesellschaft. Fast jeder Hersteller präsentierte in Shanghai zumindest Studien zur Elektromobilität. China fördert diese Technologien mit Milliarden.

Das große Geschäft macht man aber auch in der Volksrepublik auf absehbare Zeit nur mit herkömmlichen Motoren. 280000 Fahrzeuge will Audi-Chef Rubert Stadler dieses Jahr in China verkaufen, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Chinas Automarkt gibt auch in Ingolstadt den Takt vor.

( Autor:Frank Hollmann )

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