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Leica träumt von einer chinesischen Zukunft

2011-12-10
 Luxus, Lifestyle, Leica - mit diesem Dreiklang wirbt der deutsche Kamerahersteller in China um Kunden. Schon bald soll dort ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet werden. Die bisherigen Wachstumsraten sind vielversprechend. Die Volksrepublik rückt ins Zentrum der Firmenstrategie.

Das Geschäft befindet sich in Shanghaier Top-Lage: zwischen internationalen Edelmarken auf der westlichen Nanjing Lu, einer der teuersten Straßen der Stadt. Das rote, runde Leica-Symbol hängt über dem Eingang. Innen wartet auf die Kunden eine sehr reduzierte Auslage in Glasvitrinen: Kameras, Ferngläser, Zubehör. Das Design ist bis ins letzte Detail durchdacht. Das ist das Marketing-Konzept.

"Leica-Kunden kaufen nicht nur Kameras, sondern einen Lifestyle", sagt der Geschäftsführer des Ladens, Tao Tao. Die Kunden seien relativ reich und genössen das Leben. "Oft sind es Firmenmanager. Anfangs waren unsere Kunden die erfolgreichen 40- bis 50-Jährigen", berichtet er. "Aber jetzt kommen auch jüngere Leute in den Dreißigern. Die kaufen dann Kameras, die etwas günstiger sind, rund 10.000 Yuan, 1200 Euro."

Den bisherigen Rekord in seinem Laden habe ein Unternehmer aus der Provinz Henan aufgestellt, erzählt Tao Tao. Der Mann kaufte auf einen Schlag Produkte im Wert von umgerechnet 70.000 Euro.

Eröffnung von 30 Geschäften geplant

Bislang gibt es auf dem chinesischen Festland neben dem Laden in Schanghai noch zwei weitere in Peking. Doch das soll sich ändern. Leica hat große Pläne in der Volksrepublik. Im Jahr 2015 sollen bereits 30 Geschäfte übers ganze Land verstreut sein. Fast ein Drittel des Gesamt-Umsatzes soll dann aus China kommen. Die Marke positioniert sich preislich und von der Anmutung her im Luxussegment. Und Luxus findet bei Chinas aufstrebender Oberschicht reißenden Absatz.

Leica-Vorstandschef Alfred Schopf beziffert das Umsatzwachstum seines Unternehmens in Europa auf etwa 20 bis 25 Prozent in den vergangenen beiden Jahren. Für China hätten die Zuwachsraten deutlich jenseits der Marke von 30 Prozent gelegen, zum Teil sogar bei 40 Prozent. Und das betreffe nur den Verkauf in der Volksrepublik selbst. "Hinzu kommen ja jede Menge Chinesen, die sich in der Zwischenzeit Auslandsreisen leisten, die nach Europa kommen, hier ihre Ware kaufen", sagt Schopf.

Leica wirbt um chinesische Kunden

Leica setzt mit seiner Expansionsstrategie vor allem auf China, umwirbt die chinesische Kundschaft. 2009, zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik, produzierte das hessische Unternehmen gar ein Sondermodell in limitierter Auflage: 60 Fotoapparate in 24-karätiger Vergoldung mit einem Symbol des Pekinger Tiananmen-Platzes und einer eingravierten Mao-Tse-tung-Kalligraphie.

Chinesische Staatsnähe erfährt Leica neuerdings auch auf finanziellem Gebiet. Um die Expansion in China zu finanzieren, hat die Firma den amerikanischen Finanzinvestor Blackstone soeben mit einer 44-Prozent-Beteiligung ins Boot geholt. An Blackstone wiederum ist der chinesische Staatsfonds CIC beteiligt. Das öffne so manche Tür in China, sagt Schopf.

"Made in Germany" verkauft sich gut

Ansonsten stellt Leica aber seine deutsche Herkunft in den Vordergrund. Das verkauft sich gut. "Leica ist ein Gebrauchsprodukt und gleichzeitig ein Luxusgegenstand", sagt Yu Hongming. Er ist Manager bei einer französischen Firma in Schanghai und ein selbsterklärter Fan der Marke. "Viele deutsche Produkte haben diese Qualität, dass sie beides miteinander vereinen. Das Design ist edel, der Inhalt aber präzise gearbeitet. Das schätze ich sehr."

Die Geschichte von Leica begann im Jahr 1849 in Wetzlar. Im frühen 20. Jahrhundert machte sich die Firma durch die ersten Kleinbildkameras der Welt einen Namen. 2005 stand das Traditionsunternehmen dann kurz vor der Pleite. Leica hatte die Digitalisierung verpasst. Nach der Rettung durch den österreichischen Investor Andreas Kaufmann schreibt Leica jetzt wieder schwarze Zahlen. Im ersten Halbjahr 2011 lag der operative Gewinn bei 33 Millionen Euro, nicht zuletzt dank dem Geschäft in China.

(Quelle: Von Markus Rimmele, ARD-Hörfunkstudio Schanghai)

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