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Karnevalsprinzessin aus China in Köln

2012-02-21
 

Von Nina Giaramita

Die Stadt Köln hat 2012 zum "China-Jahr" ausgerufen. Passend dazu ist seit Weiberfastnacht eine Karnevalsprinzessin aus China zu Gast. Die 33-Jährige kommt aus Peking, ist bereits karnevalserprobt und hält nun fünf randvolle Tage lang Hof.


                      Karnevalisten treffen aufeinander

Sie sieht müde aus heute Morgen in dem nüchternen Kölner Rathaussaal. Nur wenige Journalisten haben sich eingefunden. Sie sitzen Kun Guo und Oberbürgermeister Jürgen Roters gegenüber. Die 33-jährige Chinesin im schillernd-bunten Prinzessinnenkostüm, OB Roters in dunklem Anzug. "Liebe neue Kölner Karnevalsprinzessin", hebt Roters ein wenig umständlich an. Man merkt ihm an: Solche Termine gehören nicht zum alltäglichen Geschäft. Inzwischen jedoch ist es eine kleine Tradition, dass Köln eine Karnevalsprinzessin aus China willkommen heißt - eine Tradition, die die Stadt Köln nichts kostet. Zwar hat Köln in diesem Jahr das "China-Jahr" ausgerufen und feiert das 25-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Peking mit zahlreichen Veranstaltungen, die chinesische Karnevalsprinzessin ist jedoch auch im vierten Jahr auf Einladung zweier Kölner Geschäftsleute hier.

Einer von ihnen, Fritz Jäckel, betreibt seit 13 Jahren ein kölsches Brauhaus in Peking – dort wird am 11.11., während die Kölner sich im Rheinland warmschunkeln, alljähriich eine chinesische Karnevalsprinzessin gekürt. In diesem Jahr haben sich 700 Chinesinnen beworben. Das Chinesische Kulturamt in Peking hat auf seiner Internet-Seite für den Wettbewerb geworben, und die passende Person für den Prinzessinnen-Posten hat eine deutsch-chinesische Jury bestimmt - unter anderem besetzt mit dem Kölner Alt-OB Fritz Schramma und Haidong Meng, Generalsekretär der Pekinger Stiftung für Kulturentwicklung.

                  Ein echter Karnevals-Fan


                         Termin im Rathaus mit dem Oberbürgermeister

Nach dem Willen der Jury sollte eine ganz normale Frau Prinzessin werden. "In diesem Jahr wollten wir aber auch jemanden, der Deutsch spricht", sagt Fritz Jäckel. Die 33-jährige Kun Guo spricht Deutsch. Sie arbeitet in der deutschen Zentrale für Tourismus in Peking und hat darüber hinaus vor ein paar Jahren ein Praktikum in Neuss gemacht. "Da habe ich Karneval kennen gelernt", sagt sie. Jede Woche habe man sich damals getroffen, um Kostüme zu nähen und sich auf Karneval vorzubereiten. "Ich war damals auch bei einem kleinem Umzug mit dabei", erzählt sie. "Wir haben Kamelle geworfen, das war ganz toll."

Seitdem ist Kun Guo Karnevals-Fan. Das merkt man auch morgens im Rathaus. "Ich habe das Oktoberfest erlebt, aber Karneval ist viel besser", sagt sie und blickt Herrn Roters an. Der sagt, man müsse daran arbeiten, dass das Fest noch viel bekannter werde in China. "Leichtigkeit und Frohsinn, das ist der beste Wirtschaftsbotschafter, den man sich vorstellen kann", stellt er fest. Schnell noch ein Foto mit der neuen Prinzessin, ein Händedruck, der erste Termin ist abgehakt.

              Mehr chinesische Übernachtungsgäste


                             Köln freut sich über den Gast aus China

Fünf Tage lang ist Kun Guo Prinzessin Kun – von Weiberfastnacht bis Rosenmontag. Jeder Tag ist angefüllt mit Terminen. Zeit zum Luft holen gibt es kaum. Nach dem Gespräch im Rathaus wartet Köln-Tourismus-Chef Josef Sommer auf die Prinzessin aus China. Die ganze Zeit über steht Kun Guo eine Zofe zur Seite - die heißt im richtigen Leben Renate Molsner und ist Gattin von Guido Molsner, Kölner Geschäftsmann und zweiter Prinzessinnen-Finanzier."Wir betreiben hier echten Kulturaustausch", sagt Renate Molsner begeistert – und fügt hinzu, dass es fast ein wenig schade sei, dass Kun Guo Deutsch spreche. "Das Exotische fehlt ein bisschen."

Tourismus-Profi Sommer gibt sich anfangs ein bisschen steif. "Darf ich Prinzessin Kun sagen?" fragt er und wartet kurz darauf mit einer Erfolgsmeldung auf. "Seitdem es die chinesische Karnevals-Prinzessin gibt, erfahren wir unheimliche Aufmerksamkeit auf dem chinesischen Reisemarkt." 40 Prozent mehr chinesische Übernachtungsgäste habe man im vorigen Jahr gehabt. Kun Guo hört aufmerksam zu, auch sie Tourismus-Profi. Ihr ganzer Jahresurlaub, erzählt sie, habe sie für ihren Prinzessinneneinsatz in Anspruch nehmen müssen. 15 Tage Urlaubstage habe sie im Jahr, viele Chinesen haben weniger. Bevor Touristiker Sommer Kun Guo entlässt, bekommt sie einen roten Schirm überreicht - "zum Kamelle fangen".

                     Anderthalb Stunden Karnevalsgeschichte


                                  Aufmerksames Zuhören im Museum

Beim nächsten Termin, im Kölner Karnevals-Museum, wartet bereits eine kleine Delegation. Zwei altgediente Karnevalisten, Fro Kuckelkorn, langjähriger Präsident der "Blauen Funken" und Dieter Mummert, "kölsche Jung" und ehrenamtlicher Museumsführer, machen Prinzessin Kun ihre Aufwartung. Die Gruppe besichtigt die diesjährigen Karnevalswagen. Kun Guo zückt ihr Handy und knipst. "Sehr kreativ", lobt sie und lauscht mit ernstem Blick den Ausführungen von Karnevalskenner Mummert. Anderthalb Stunden Karnevalsgeschichte müssen reichen. "Aha" und "Hmmm" kommentiert sie, während Mummert mit ausgreifenden Schritten voran geht und doziert.

Später im Auto, auf dem Weg zum nächsten Termin, macht sich Zofe Renate Molsner Sorgen. Regen setzt ein, und das schöne Kostüm, das in China besorgt wurde und im Jahr zuvor schon Kun Guos Vorgängerin getragen hat, darf nicht nass werden. Prinzessin Kun schaut währenddessen aus dem Fenster. Ein Taxi rauscht vorbei, drei verkleidete Bäcker darin. Sie winken. "Fruende", das kölsche Wort für "Freunde", sagt Kun Guo leise vor sich hin.

                    Generalprobe für den großen Auftritt


                                 Ein Prinzessinnenlächeln für Köln

Beim Sternmarsch der Kölner "Veedels"-Vereine, soll sie gleich einen kleinen Auftritt haben. Es ist eine Art Generalprobe vor ihrem großen Auftritt beim Rosenmontagsumzug. An dem Tag wird sie auf einem der Wagen mitfahren, winken und Kamelle werfen. Jetzt aber will sie auf der Bühne am Kölner Alter Markt vor hunderten von feiernden Karnevalisten ein paar Worte Kölsch sprechen. "Koelle un Peking, dat is wahr, sind Fruende schon 25 Jahr", übt sie. Als sie später im Dunkeln auf der Bühne steht, vor ihr schunkelnde Narren, ist der Spruch vergessen. "Ich liebe Köln, ich liebe Karneval", ruft sie ins Mikrofon – und lächelt ihr schönstes Prinzessinnenlächeln.


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