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Der Verkauf nach China hat Putzmeister berühmt gemacht.

2012-11-03
 Verkauf als Flucht nach vorn

Scheuch hat den Deal als Geschäftsführer von Putzmeister eingefädelt, in Absprache mit dem Gründer und Alteigentümer Karl Schlecht. Langfristig hätte der Betonpumpenhersteller Putzmeister allein nicht überlebt, sagt Scheuch: "Wir haben gesehen, wir müssen uns mittelfristig verändern. Das hätte nicht dieses Jahr sein müssen, vielleicht nicht nächstes. Aber in den nächsten fünf Jahren hätten wir etwas tun müssen." Vor allem in China waren gigantische Baumaschinenkonzerne herangewachsen. Sanys Gewinn war zuletzt dreimal so groß gewesen wie der gesamte Umsatz von Putzmeister, rechnet Scheuch vor. Er stellt den Verkauf als Flucht nach vorn dar, aus einer Position der Stärke heraus Reist einmal im Monat nach China: Putzmeister-Chef Nobert Scheuch]
                               

 Händeschütteln nach dem Verkauf: Putzmeister-Gründer Karl Schlecht  und Sany-Chef Liang Wengen  
 

Der Fall Putzmeister schickte Schockwellen durch die deutsche Öffentlichkeit. Vom Ausverkauf des deutschen Mittelstands nach China war die Rede. Tatsächlich glaubt auch Scheuch, dass es in Zukunft mehr solche Investitionen geben wird: "Ich glaube schon, dass es anderen Industrien auch widerfahren wird, dass erst der Markt, dann die Produktion und dann der Maschinenbau nach China wandern", so Scheuch weiter.

"Der Schwerpunkt verlagert sich nach Asien"

"Ich nenne das immer Kontinentaldrift. Wir müssen uns in der westlichen Hemisphäre einfach damit anfreunden und auseinandersetzen, dass der Schwerpunkt vieler wirtschaftlicher Aktivitäten sich nach Asien, nach China verlagern wird", erklärt der Putzmeister-Chef. "Und Industrien werden dem folgen." Das müsse aber nicht unbedingt schlecht für die deutschen Firmen sein und bedeute auch nicht deren Ende, sagt Scheuch. Die Investoren aus China suchten deutsches Know-how und Qualität in Deutschland, und wollten beides auch dort behalten, glaubt er.

Beispiel Putzmeister: Ein halbes Jahr nach der Übernahme laufe es gut. Scheuch rechnet mit einem Umsatzplus von 20 Prozent in diesem Jahr. Sany halte sich an alle Abmachungen. Putzmeister hat das globale Geschäft des Konzerns im Betonmaschinenbereich übernommen, Sany hat sich daraus zurückgezogen, außer in China. Die Marke Putzmeister bekommt freie Bahn. Für den Stammsitz in Aichtal besteht eine Standortgarantie bis 2020. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Ein halbes Jahr nach dem Verkauf sagt Scheuch: Er würde es wieder machen. Der Zusammenschluss klappe aber nur deshalb, weil Putzmeister im operativen Geschäft weitgehend unabhängig sei.

                      
                                     Betonpumpen vor dem Putzmeister-Werk
Kulturunterschiede sind groß
Die Kulturunterschiede zwischen Chinesen und Deutschen seien schon sehr groß, gibt er zu. In China habe etwa die Hierarchie im Unternehmen große Bedeutung. Er weiß wovon er spricht. Seit dem Verkauf sitzt Norbert Scheuch im Vorstand von Sany. Mit seinen Kollegen dort kann er sich nur mit Übersetzer unterhalten. Er spricht kaum Chinesisch und die Chinesen kein Englisch. Ansonsten sei die Zusammenarbeit dort aber professionell und zielorientiert.

Scheuch weiß, dass er in Deutschland unter Beobachtung steht. Dass er einen Präzedenzfall geschaffen hat. Wer mit chinesischen Investoren liebäugelt, wird in Zukunft auf das Schicksal von Putzmeister blicken. "Ich fühle zuallererst mal eine hohe Verpflichtung, weil ich mir sage: Ich habe da etwas angestoßen, was erfolgreich sein muss. Und daraus leite ich eine hohe Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern von Putzmeister ab, die hohen Erwartungen, die in diese Transaktion gestellt werden, dann auch zu einem guten Ende zu führen."

Immerhin, sagt Scheuch, hat die Aufmerksamkeit auch etwas Gutes. Der Verkauf nach China hat Putzmeister berühmt gemacht.

(Quelle:ARD 广播电台)

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