Start   Bekämpfung COVID-19   Das Generalkonsulat   Konsularischer Service   Bildung und Kultur   Wirtschaft   Willkommen
in China
 
 Kontakt 
  Start > Wie sehen die Deutschen China
Mao am Main

2014-01-04

Von Mathias Brüggmann, Fin Mayer-Kuckuk

Frank-Walter Steinmeier ist für das Auswärtige Amt ein alter Bekannter. Denn er war vor seinem Amtsantritt am 17. Dezember ja schon einmal Außenminister. Und so macht er jetzt da weiter, wo er vor vier Jahren aufgehört hatte, und setzt, sehr begrüßt von der deutschen Wirtschaft, die gleichen Akzente wie früher: Der SPD-Politiker fokussiert seine Arbeit neben Europa auf Deutschlands Beziehungen zu den Schwellenländern und rückt Außenwirtschaftsförderung stärker ins Zentrum.

Deshalb hat sich Steinmeier am Montag bei einem ausführlichen Telefonat mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi auch sehr für Frankfurt als Offshore-Standort für den Handel mit chinesischen Yuan eingesetzt. Das erfuhr das Handelsblatt aus dem Auswärtigen Amt. Vor allem Frankfurt als Sitz der Europäischen Zentralbank, als größter Finanzmarkt in Festland-Europa sowie Deutschlands strategische Partnerschaft mit China sollen in Peking überzeugen.

Denn wo Peking künftig seine Landeswährung im Ausland handeln lässt, ist schwer umkämpft. Viele große Finanzmarkt-Standorte wollen den immer wichtiger werdenden Yuan-Handel zu sich holen. Zugleich macht China derzeit mächtig Druck, um seiner Währung größere internationale Bedeutung zu verleihen. "China fördert die globale Verwendung des Yuans", kündigte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua zum Jahresende an. Die Blaupause dafür liefern die Beschlüsse eines Reformgipfels der regierenden Kommunisten von Mitte November: In einem ersten Schritt haben sie angekündigt, Geldflüsse über die Grenze radikal zu vereinfachen. Der Kapitalmarkt des Landes öffne sich offenbar schneller als erwartet, urteilt Ökonom David Cui von der Bank of America.

Ein wichtiger Baustein dieser Strategie ist der Aufbau eines weltweiten Netzes von Yuan-Handelsplätzen. China will sich damit das beste beider Welten sichern und Elemente der Staatswirtschaft mit dem freien Markt mischen. Ohne die eigene Währung zum Spielball globaler Devisenmärkte zu machen, sollen Geschäfte in der Realwirtschaft und sinnvolle Investitionen praktisch ungehindert möglich sein.

Das ist auch ein starkes Argument für Frankfurt als Yuan-Handelsplatz. China ist der größte Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. Selbst für Mittelständler wird es immer attraktiver, die chinesische Währung ins eigene Cash-Management aufzunehmen. In China eingenommene Yuan lassen sich beispielsweise zu guten Zinsen anlegen oder zur Zahlung der nächsten Bestellung aus dem Reich der Mitte verwenden.

Für mittelgroße Banken wie die Commerzbank würde es zugleich deutlich einfacher werden, den steigenden Bedarf an Yuan-Produkten zu stillen. Eine Abwicklung in Frankfurt würde bedeuten, dass sich Geld auf Yuan-Konten jederzeit und unbürokratisch in Euro umwandeln ließe. Auch Kreditvergabe oder Anleihe-Emissionen in Yuan wären dann möglich, um etwa die Expansion eines Kunden in Fernost zu finanzieren.

Der Yuan ist bereits die zwölftwichtigste Zahlungswährung weltweit und war zumindest im Oktober die zweitwichtigste Handelswährung nach dem Dollar - vor dem Euro. Handelsriese China wickelt heute schon zehn Prozent seiner Geschäfte in der eigenen Währung ab. Die steigende Bedeutung bleibt nicht ohne Wirkung auf den Kurs, auch wenn die chinesische Zentralbank ihn nach eigenen Regeln folgend festsetzt. Am letzten Handelstag des alten Jahres erreichte die China-Währung einen neuen Rekordstand zum Dollar.

Zugleich muss sich Frankfurt beeilen, um zur Yuan-Drehscheibe zumindest für fünf Jahre zu werden. Denn Analysten erwarten eine Marktfreigabe des Yuans für 2018/19. Dann würde er einfach in das globale Handelsgefüge für Devisen eingebunden und könne rund um die Uhr überall getauscht werden - gleichberechtigt neben Dollar, Euro, Pfund oder Yen.

Chinas Währung ist bislang nicht konvertierbar und befindet sich damit außerhalb der üblichen Handelssysteme. Peking verhindert so, dass Spekulanten den streng kontrollierten Kurs des Yuan durcheinanderbringen. Damit schafft die Regierung stabile Zustände für die Realwirtschaft. Auch bisher schon sind Kontoführung und Handelsgeschäfte mit Yuan an Auslandsstardorten wie Frankfurt und London möglich. Doch findet dort kein echter Handel mit Feststellung eines eingen Marktpreises statt. Dafür ist eine von Peking abgesegnete Abwieklungsstelle nötig, eine sogenannte Clearing-Bank. So etwas gibt es bisher nur in Hongkong, Macao, Taipeh und Singapur.

(Quelle: Handelsblatt, den 2. Januar 2013, Nr. 1. Auflage 30)

Suggest To A Friend
  Print